Alles über den Verein

Von Ungarn für Ungarn

Der Verein hilft Ungarn, die in Berlin wohnen oder zu Besuch sind. Unser Schwarzes Brett kann von Mitgliedern mit Angeboten und Suchen eingesehen werden.

Drei Säulen der Kolónia

1. Ungarn

Unsere Vereinigung repräsentiert die in Berlin lebenden oder zu Besuch weilenden Ungarn. Sie bietet ihnen eine Plattform, um ihre Identität zu bewahren und sich mit Landsleuten auszutauschen.

2. Gemeinschaft

Wir fördern den Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung innerhalb der ungarischen Gemeinschaft in Berlin. Durch regelmäßige Treffen und Veranstaltungen stärken wir das Gemeinschaftsgefühl und bieten Unterstützung in verschiedenen Lebenslagen.

3. Kultur

Die Pflege und Förderung der ungarischen Kultur ist ein zentrales Anliegen unseres Vereins. Durch kulturelle Veranstaltungen, Lesungen und künstlerische Darbietungen tragen wir dazu bei, die ungarische Kultur lebendig zu halten und sie sowohl innerhalb der Gemeinschaft als auch darüber hinaus bekannt zu machen.

Diese drei Säulen bilden das Fundament unserer Vereinigung und leiten unser Handeln im Sinne der Förderung der ungarischen Gemeinschaft und Kultur in Berlin.

Szászló
Mózes  Szakács, der erste Chronist der Vereinigung
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Der frühere Vorsitzende János Molnár mit der Fahne der  Kolonie im Jahre 2016, aus Anlass des 170jährigen Jubiläums

Die Zahlen


Gründung
1846
Aktive Mitglieder
58

Der Vorstand

Gewählt am 7. Februar 2025 besteht der Vorstand der Magyar Kolónia Berlin e. V. aus folgenden Mitgliedern.

Die Geschichte

Am 15. Juni 1846 versammelten sich in einem kleinen Gasthaus auf Einladung des Siebmachers Ignác Berlek aus Szekszárd, des Schlossers István Gönczi aus Miskolc und des Schneidermeisters János Schuh aus Veszprémpalota 29 ungarische Handwerker. Ihnen war nicht bewusst, dass sie an diesem Tag Teil eines historischen Ereignisses werden würden.

Unter dem Vorsitz von Herrn Berlek wurde an jenem Sommertag die Ungarische Vereinigung gegründet – ein bedeutender Schritt zur Förderung des Zusammenhalts und der Interessen ungarischer Handwerker in Preußen.

Szászló

In das Protokoll der Gründungsversammlung von vor 175 Jahren fanden folgende Namen Eingang:

Badalek Ferdinánd

Berlek Ignác

Czopf János

Diettrich Mihály

Felber Lipót

Gönczi István

Hermann József

Herr Károly

Horváth István

Jung István

Krayzell József

Lehrmann Antal

Leopold József

Nőthig Ferenc

Pakrotz Ferenz

Pagáts Dániel

Poor Ferenc

Princzip György

Schuh János

Stettka Mátyás

Schütz József

Sarkadi Lajos

Stretska Sándor

Steinbach József

Tull Dávid

Hoffmann József

Udvary Ferenc

Weinzettel Henrik

Windauer Mátyás

Mit der bald darauf schriftlich fixierten Satzung, die für ihre Zeit einen bemerkenswert demokratischen Charakter hatte, waren im Januar 1847 bereits 86 Mitglieder in der preußischen Hauptstadt mit ihren rund 400.000 Einwohnern vertraut.

Ziele der Vereinigung

Unabhängig von religiösen Unterschieden setzte sich die Vereinigung vor allem für gegenseitige Hilfe und Unterstützung ein. Dies wurde in den „Regeln der Vereinigung für die in Berlin lebenden Ungarn und Siebenbürger“ in folgenden Punkten festgehalten:

  • Ungarische und siebenbürgische Landsleute, die nach Berlin kommen und sich hier vorübergehend oder langfristig aufhalten, mit Rat und Tat unterstützen.
  • Durchreisende während ihres Aufenthalts auf die Sehenswürdigkeiten Berlins aufmerksam machen und sie bei Bedarf finanziell unterstützen.
  • In Berlin lebende, sich vorübergehend aufhaltende oder durchreisende Ungarn bei Krankheit finanziell unterstützen und – wenn möglich – pflegen.
  • Die Mitglieder der Vereinigung sollen sich regelmäßig treffen, um freundschaftliche Bande zu pflegen und gemeinsame Aktivitäten zu gestalten.

Die 1847 verabschiedete Satzung unterstreicht zudem:

„Indem wir, die Söhne der Schwesterländer Ungarn und Siebenbürgen, Berlin als unseren ständigen oder zeitweiligen Aufenthaltsort wählten, mussten wir feststellen, dass viele unserer Landsleute – ob Lehrlinge oder Handwerker – aus wirtschaftlicher Not ihre Ziele aufgeben und die Rückkehr antreten mussten. Fernab der Heimat, ohne vertraute Gesichter, war ihr Schicksal oft von Einsamkeit und Entbehrungen geprägt. Unsere eigene Erfahrung lehrte uns, wie wichtig es ist, auch in der Fremde eine unterstützende Gemeinschaft zu haben.“

Herausforderungen und Veränderungen

Die aufstrebende Ungarische Vereinigung wurde durch die politischen Umbrüche und Revolutionen in Europa erheblich erschüttert. Fast die Hälfte der Mitglieder kehrte nach Ungarn zurück, viele kämpften im Freiheitskrieg mit.

Unter den in Berlin Verbliebenen entbrannte eine hitzige Debatte über den Sprachgebrauch: Während die Vereinigung bis dahin zweisprachig (Ungarisch-Deutsch) war, setzten sich einige Mitglieder für die ausschließliche Nutzung der ungarischen Sprache ein. Erst 1869 wurde diese Regelung offiziell eingeführt und 1886 in einer neuen Satzung verankert.

Die kulturelle Bestimmung der Ungarischen Vereinigung

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm neben den beliebten Bällen auch die Zahl der Zusammenkünfte zu Themen aus Literatur, Kunst, Gesellschaft und Politik zu. Die Kolonie der Ungarn abonnierte auch heimische Zeitungen und Zeitschriften – Lesen wurde immer beliebter. Dank Miksa Esterházy verfügte die Ungarische Vereinigung bereits ab 1863 über eine eigene Bibliothek. Der Graf, der Oberbeamter der Österreichisch-Ungarischen Botschaft war, beteiligte sich mit einer Geldspende am Kauf der ersten 86 Bände. Mózes Szakács wiederum schrieb bereits im Jahre 1864 an der Chronik der Ungarischen Vereinigung.

Mózes  Szakács, der erste Chronist der Vereinigung
Mózes Szakács, der erste Chronist der Vereinigung

Die Ungarische Legion

Zur Zeit des österreichisch-preußischen Krieges von 1866 schloss sich auf Aufforderung der sich in dem 700.000 Einwohner zählenden Berlin aufhaltenden Generäle Klapka und Vetter so manch einer der gegen die Österreicher zu Felde ziehenden Ungarischen Legion an. Die Vereinigung veranstaltete eine erfolgreiche Sammlung für die verletzten ungarischen Kriegsgefangenen. Natürlich war dies weder das erste noch das letzte Mal, dass die Berliner Ungarn ihren in Schwierigkeiten geratenen Landsleuten zu Hilfe eilten. Die im Ausland lebenden Ungarn spendeten für den Bau der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Pest-Buda ebenso wie für die Hochwasseropfer in Szeged. Und die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen …

Da ist es nur verständlich, dass auch zu Hause das Interesse an der Tätigkeit der Ungarischen Vereinigung Berlin immer größer wurde. Die Kolonie trat auch mit vielen berühmten Persönlichkeiten in Kontakt. So wurden unter anderem Franz Liszt, György Klapka und Mór Jókai zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Die Herausforderungen des 20. Jahrhunderts

Wie bekannt, wurde unsere Vereinigung in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Menschen gegründet, die in der Stadt an der Spree den Beruf des Schneiders, Tischlers, Sattelmachers, Riemenmachers, Klavierbauers, Bierbrauers, Bürstenmachers u.a. erlernen und die Meister von morgen sein wollten. Zur Jahrhundertwende wuchs die Zahl der unter den zwei Millionen Berlinern lebenden Ungarn beträchtlich. Die Tätigkeit der Vereinigung erstarkte dermaßen, dass ihre Grundfesten weder vom Ersten Weltkrieg noch von der danach folgenden Weltwirtschaftskrise zerstört werden konnten. Im Gegenteil: hier eintreffenden oder durchreisenden Ungarn wurde auch weiterhin mit Unterkunft, Lebensmitteln und Geld geholfen.

Die fünf Mahnungen von damals sind auch heute noch aktuell:

  1. In der Fremde vertrittst du die ganze Nation. Benimm dich dementsprechend und verschaffe dem Namen Ungarn Anerkennung!
  2. Sei stolz auf dein Ungarntum! Tritt selbstbewusst, jedoch nie unhöflich auf!
  3. Unterstütze deine Landsleute und alle Angelegenheiten Ungarns!
  4. Achte die gastgebende Nation, halte die Augen in der Fremde offen, damit dir das Erlernte in der Heimat zum Nutzen gereicht! Kritisiere aber nicht unüberlegt die Zustände zu Hause oder im Ausland!
  5. Vergiss nicht, dass du nur ein Zuhause hast. Woanders kannst du immer nur Gast sein. Sorge dafür, dass deine Kinder die Sprache ihrer Heimat erlernen!

In der Vereinigung wurden natürlich auch die Kinder nicht vergessen: Im Zusammenwirken mit den anderen ungarischen Kolonien wurde die ungarische Schule gegründet, dazu kamen dann noch gemeinsame Veranstaltungen.

Die politischen Ereignisse in Hitlerdeutschland führten auch in der Ungarischen Vereinigung Berlin zu zugespitzten Diskussionen. Dabei fiel die Gemeinschaft beinahe auseinander, jedoch gelang es Ferenc Szalay, der mit dem Präsidentenposten betraut wurde, die Ordnung wiederherzustellen, sodass beispielsweise am Vereinsball (1939) 2200 Ungarn teilnahmen.

Von 1956 bis heute

Der Weltbund der Ungarn zeichnete im Jahre 1956 aus Anlass des 110-jährigen Bestehens der in Kolonie umbenannten Vereinigung 14 Berliner Mitglieder für ihre aufopferungsvolle Tätigkeit mit dem Abzeichen mit Silberkranz aus. Kurz nach den Jubiläumsfeierlichkeiten geriet die Kolonie im Zusammenhang mit den 56er-Ereignissen in Ungarn wieder in eine kritische Lage. Wieder geriet die Vereinigung der in der größten Stadt Deutschlands lebenden Ungarn an den Rand des Zerfalls. Die Krise hielt aber nicht lange an: Auf der Vollversammlung im Januar 1957 wurde wieder Ferenc Szalay zum Präsidenten gewählt.

Durch die im Jahre 1961 erbaute Mauer wurde die Metropole der 3,3 Millionen Berliner in zwei Teile geteilt: die Kolonie verlor ihre Ost-Berliner Mitglieder, sie bestand und wirkte jedoch weiter. In dieser Zeit entwickelten sich auch die Beziehungen zum Weltbund der Ungarn. Neben der kulturellen Zusammenarbeit versuchten wir auch finanziell zu helfen – so den Hochwasseropfern von 1970 oder bei der Vorbereitung Ungarns auf die Olympischen Spiele in München, darüber hinaus unterstützten wir 1984 auch das SOS-Kinderdorf durch eine Überweisung von 800 DM.

Ab 1990, dem Jahr der deutschen Wiedervereinigung, wurde die Arbeit der Kolonie von János Szabó geleitet, von dem dann Ferenc Deák die Funktion des Präsidenten übernahm. Letzterer wiederum wurde 1998 von dem jungen Levente Földesi abgelöst. Um die Jahrtausendwende übernahm wieder Herr Szabó die nicht leichte Aufgabe der Leitung der Kolonie. Danach wandte sich János Usztics der Aufgabe zu, die Kolonie zu verjüngen, und zwar zunächst provisorisch, zwischen 2001 und 2004, dann ständig ab dem Jahr des Beitritts Ungarns zur Europäischen Union (2004). Er versah seine segensreiche Tätigkeit länger als ein Jahrzehnt, ehe die Kolonie dann ab 2015 unter der Leitung von János Molnár weiter aktiv war. Auch die Zahl der Mitglieder stieg im 21. Jahrhundert wieder in erfreulichem Maße.

János übergab den Staffelstab dann 2018 an den nächsten Präsidenten, József Robotka, der sich mit großem Elan der Organisation der gemeinsamen Programme und der Vorbereitung einer würdigen Begehung des 175-jährigen Jubiläums zuwandte.